Fahrgemeinschaften als Schlüssel zur nachhaltigen Mobilität
Ein vierjähriges SVI-Forschungsprojekt zeigt: Der Besetzungsgrad von Personenwagen lässt sich gezielt steigern – mit Massnahmen, die auf Fahrzweck und Zielgruppen abgestimmt sind. Das entlastet Klima, Infrastruktur und Portemonnaie.

Geteilte Autofahrten bergen grosses Potenzial hinsichtlich einer nachhaltigeren Mobilität – vor allem dort, wo der öffentliche Verkehr und das Velo an ihre Grenzen stossen. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) die ZHAW, die FHNW und econcept beauftragt, zu untersuchen, wie Fahrgemeinschaften gezielt gefördert werden können.
Im Zentrum des Projekts stand die Frage, welche Faktoren die Bildung von Fahrgemeinschaften begünstigen – und welche sie verhindern. Mittels Umfragen, Datenanalysen und Living Labs wurden psychologische, soziale und infrastrukturelle Hürden identifiziert. Dabei zeigte sich: Der PW-Besetzungsgrad stagniert seit Jahrzehnten, ist aber durch geeignete Anreize beeinflussbar.
Auf dieser Grundlage entwickelte das Projektteam Handlungsvorschläge, um Carpooling als Bestandteil von Mobilitätsstrategien zu etablieren – und damit CO2-Emissionen, Staus und Kosten zu reduzieren. Damit Anreize zum Carpooling ihre grösstmögliche Wirkung entfalten, sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:
- Problemdruck als Voraussetzung: Intrinsische oder altruistische Motivation zum Carpooling sind selten. Problemdruck, etwa durch geringe Parkplatzverfügbarkeit oder hohe Parkkosten, erhöht die Bereitschaft zum Carpooling erheblich.
- Fokus auf Strecken mit hoher Intensität: Im Freizeitbereich sind die Zielorte und Zeitpläne zu heterogen; effektiver sind Anreize für kollektive und planbare Strecken, etwa beim Arbeitsweg oder bei der Anfahrt zu Grossanlässen.
- Unternehmen als Hebel: Carpooling gehört ins betriebliche Mobilitätsmanagement mit klaren Strukturen, Kommunikation und Anreizen für Mitarbeitende.
- Zielgruppenspezifische Anreize: Es braucht ein differenziertes Vorgehen, je nach Art der Fahrgemeinschaft (z. B. Plattform, privat) und Rolle der Beteiligten (Fahrer:in, Mitfahrende), denn Motivation, Vertrauen und Bedürfnisse unterscheiden sich stark.
- Fokus auf Wirkung statt Breite: Wirkungspotenziale bestehen vor allem dort, wo das öV-Angebot eingeschränkt ist oder hohe Verkehrsaufkommen herrschen; eine grossflächige Förderung von Carpooling erscheint nicht zweckmässig.